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Planspiel Börse
Die Deutschen wissen zu wenig über Aktien und andere Wertpapiere. Weil dieser Befund Experten zufolge immer noch gilt, gibt es das „Planspiel Börse“. Der viermonatige Wettbewerb richtet sich an Schüler und Studierende. Aus Speyer sind besonders viele Gruppen vom Nikolaus-von-Weis-Gymnasium dabei – und haben schon Enttäuschungen erlitten.
Noch bis Ende des Monats läuft das „Planspiel Börse“. Die Sparkasse Vorderpfalz lädt dabei Schülergruppen aus ihrem Geschäftsgebiet ein, an der Börse teilzunehmen. Ein Verlustrisiko besteht dabei nicht: Gefüllt wird nämlich ein fiktives Depot. Das Nikolaus-von-Weis-Gymnasium tut sich bei der aktuellen Auflage besonders hervor: Zwölf Gruppen aus der privaten Schule in katholischer Trägerschaft nehmen teil – und das mit Erfolg. Zwei Gruppen der Schule sind aktuell unter den Top fünf. Der verantwortliche Lehrer Martin Bewert und die Gruppen aus seinem Sozialkunde-Leistungskurs sind stolz.
Seit etwa zehn Jahren motiviert Bewert Schülerinnen und Schüler des „Niki“, an dem Planspiel teilzunehmen. Diesmal hat er in seinem Leistungskurs und in der Mittelstufe Werbung gemacht: „Es bietet sich im Jahrgang elf sehr gut an, weil wir im kommenden Jahr das Thema Wirtschaft behandeln und das Planspiel Börse hierfür ein guter Einstieg ist“, sagt. Dazu passe, dass das Interesse an den Themen Geldanlage, Aktie und Börse seit Jahren zunehme.
Begeisterte Schüler
In Bewerts Kurs nehmen die beiden Gruppen „Trade Cracker“ und „Die Börsenfleischer“ teil. Daryana Dost (16) und Leandra Orth (17) bilden das erstgenannte Team, Jonas Matz (16) und Nico Ziehl (16) sind „Die Börsenfleischer“. Alle Vier sind sich einig: Das Besondere am Planspiel sei die Möglichkeit, die Börse und den Umgang mit Aktien nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern praktisch Erfahrungen zu sammeln. „Der Aktienhandel ist abstrakt, aber durch das Börsenspiel kann man Erfahrungen machen, ohne ein Risiko einzugehen“, ordnet Leandra Orth ein.
Mit einem fiktivem Startkapital von 50.000 Euro starten die teilnehmenden Gruppen. Sie entscheiden sich für Aktien, beobachten deren Entwicklung und lernen so das Verhalten an der Börse kennen. Am Ende des Zeitraums können die besten Gruppen Geld und weitere Prämien gewinnen. Ausgewertet wird das Ergebnis einmal für alle Gruppen aus dem Bereich der Sparkasse Vorderpfalz, einmal im Vergleich mit allen Schulen in Rheinlandpfalz und drittens bundesweit.
Rätseln um Amazon und Co.
Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre kann Bewert sagen, dass die Investition in Unternehmen der Technologie-Branche – wie beispielsweise Amazon, Apple und Co. – häufig ein guter Tipp war. In dem aktuellen Börsenspiel allerdings sei das nicht der Fall. Jonas und Nico berichten, dass die PayPal-Aktie bisher die schlechteste ihrer Investitionen war. Die erfolgreichste war dagegen die Aktie von Siemens. Leandra und Daryana ging es ähnlich: Sie sind mit Amazon und Ebay erst mal in ein Minus geraten.
Beide Gruppen aus dem Sozialkundekurs wollten auf die Probleme reagieren und eine neue Strategie fahren: die Investition in Nachhaltigkeitsfonds. „Trade Cracker“ hat sich für einen globalen Fonds entschieden und hatte seither einen Anstieg von fünf bis sechs Prozent. Wenn Leandra in Zukunft in Fonds oder einzelne Aktien investieren würde, würde sie wohl auf Nachhaltigkeit setzen, betont sie: „Es war zwar kein großer Anstieg, aber eine relativ sichere Sache.“ Auch Jonas und Nico wollten diese Taktik nutzen. Doch sie hatten Pech. Nico berichtet: „Wir haben uns für einen europäischen Nachhaltigkeitsfonds entschieden. Als dieser ständig weiter gesunken ist, haben wir uns zurückgezogen.“ Das könnte voreilig gewesen sein: „Genau in diesem Moment sind die Aktien wieder gestiegen.“
Glück spielt eine Rolle
Schon die wenigen Wochen beim Planspiel haben ihnen wertvolle Erfahrungen beschert, sagen die Schülerinnen und Schüler. Daryana: „Es ist sehr spekulativ und ist immer wichtig, aktuelle Geschehnisse mit einzubeziehen.“ Die anderen stimmen zu: An der Börse gehe es zwar um Informationen und darum, den Markt und die Marktlage zu beobachten, aber auch Glück spielt oft eine Rolle.
Die Jugendlichen können sich vorstellen, auch am nächsten Planspiel teilzunehmen. Dann wüssten sie, wie sie besser fahren, sagen sie schmunzeln. Schmunzeln können sie auch, da die Verluste, die sie in der Realität eingefahren hätten, beim Planspiel nicht greifen: Während die „Trade Cracker“ zuletzt mit einem Gesamtdepotwert von knapp 50.000 Euro im Vorderpfalz-Ranking Platz 44 belegten, lagen „Die Börsenfleischern“ mit einem Gesamtdepotwert von knapp 45.500 Euro nur auf Platz 92. Auf dem ersten Platz war zu diesem Zeitpunkt eine Gruppe des Carl-Bosch-Gymnasiums Ludwigshafen mit einem Wert von knapp über 60.000 Euro.
Die Rheinpfalz, Thea Konrad, 25.01.2023
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